„Umarme Deine Wut.“ „[Achtsamkeit] wirft Licht auf unsere Wut, fördert sie, kümmert sich liebevoll und umsorgt sie, wie eine ältere Schwester, die ihr Schwesterchen oder Brüderchen hütet.“ (Thich Nhat Hanh, 2015; zit. nach Schmale-Riedel, 2018, S. 143)
Ein zentraler Schritt, um einen Zugang zur eignen Wut herzustellen ist, die Wut annehmen zu können und sich ihr zuwenden zu wollen. Das beinhaltet, die eigene Haltung gegenüber Wut und die damit verbundenen Emotionen zu reflektieren (z.B. „Wut ist böse, ich schäme mich für sie“), bestehende Verhaltensmuster zu analysieren, wenn Wut aufkommt (z.B. zu erstarren, zu schreien) und ggf. die Funktion der Wutunterdrückung zu erforschen (z.B. geliebt zu werden).
Zugang 1 Über den Körper: Körpersignale wahrnehmen zu können hilft dabei, aufsteigende Wut zu erkennen (z.B. durch Anspannung, Unruhe, Atmung, Haltung, Puls, Bewegungsimpulse). Die Konzentration auf einzelne Körperteile kann uns zudem aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt leiten und uns somit besser erden (Bauch, Mitte, Füße, Schultern, Hände, Gesichtsmuskeln).Mit der Zeit und zunehmender Übung können so Gefühle leichter unterschieden und Signale besser verstanden werden.
Zugang 2 Über Fühlen: Das genaue Erforschen von Gefühlen in vermeintlichen Ärgersituationen bedarf meist auch etwas Übung, vor allem bei einem Gefühlsmix. Nimm Dir Zeit, um genau hinzuspüren und zu versuchen, für das Gefühlte Worte zu finden, bis es immer klarer und stimmiger wird. Dann kann reflektiert werden, ob bestimmte Gefühle regelmäßig auftauchen und mit was sie verknüpft sein könnten. Frage Dich, ob das Gefühl zur Situation passt und ob das Andere ebenso sehen würden.
Zugang 3 Über unsere Gedanken: Gute Wut-Hinweisgeber sind ebenso unsere Gedanken.Es lohnt sich, sich den inneren Stimmen zuzuwenden und genau hinzuhören, was sie zu sagen haben; v.a. jenen, die wir schnell wegdrücken wollen und womöglich mit Scham- oder Schuld verbunden sind. Gegen wen richten sie sich? Welche Funktion erfüllen sie?Gedanken sind mit Gefühlen verbunden, sie beeinflussen sich wechselseitig. Deshalb gilt auch hier, sie wohlwollend zu betrachten, anzunehmen, und die Bedürfnisse dahinter zu ergründen.
Schmale-Riedel, A. (2018). Weibliche Wut. Die versteckten Botschaften hinter Ärger und Co. erkennen und nutzen. München: Kösel-Verlag.