Wut beinhaltet eine starke Energie. Für viele Menschen ist sie so eine Wucht, dass sie Angst macht und deshalb weggedrückt wird. Meist wird schon in der Kindheit gelernt, dass Wut etwas Unerwünschtes und Schlechtes ist, weshalb ein konstruktiver Umgang mit der Emotion nie gelernt werden konnte. So bedarf es der Nachentwicklung einer Gefühlskapazität für Wut und somit der Integration dieser.
Integration von Wut: In der nachfolgenden Imaginationsübung geht es darum, die Kapazität für die energiereiche und intensive Wutkraft zu erhöhen und dadurch in kleinen Schritten immer mehr von der im Körper gehaltenen Energie zu lösen. Wichtig ist dabei, langsam und kontrolliert vorzugehen. Das beinhaltet, dass man mit sich und seiner wahrnehmenden Natur in diesem Moment verbunden ist und die Bewegungen und Gedanken kontrolliert ablaufen. Nur dann können sie sukzessive integriert werden und mehr Toleranz für starke Gefühle wie Wut entstehen. Wenn Gefühle der Überschwemmung auftauchen, stoppe, orientiere Dich im Hier und Jetzt und mache etwas Wohltuendes.
So geht`s: Wenn Wut aufkommt, nimm einen stabilen Stand ein. Atme tief ein und lange aus. Richte Deine Aufmerksamkeit in Deinen Körper und nimm die Wutreaktionen dort wahr. Reflektiere, wo sich die Wut zeigt (Hände, Gesicht, Bauch?), wie sie sich anfühlt (heiß, kalt, brennend?) und wie stark sie ist (stark, groß, wuchtig?).
Atme nochmals gut durch und stelle Dir vor, wie sich Deine Wut im Körper ausbreitet. Dabei soll sie sich nicht vergrößern, sondern „verdünnen“.
Wie ein Eiswürfel im Körper, der zu schmelzen beginnt und sich das Wasser bis in die Gliedmaße ausbreitet und abfließen kann. Aufkommenden Bewegungsimpulsen wie z.B. Fäuste zu machen, die Schultern hochzuziehen, die Beine und Arme durchzustrecken oder sich selbst zu halten, kannst Du langsam und bedacht nachgeben. Wenn das „Eiswürfelwasser“, die Wutenergie, am Körperrand angekommen ist, warte einen Moment, bis sie auch wirklich für Dich abgeflossen ist. Atme nochmals tief ein und lange aus und spüre nach. Was nimmst Du wahr? Kannst Du jetzt etwas Bestimmtes brauchen? Beispielsweise eine Umarmung? Einen Brumm- oder Summlaut beim Ausatmen zu machen? Ausschütteln oder Ausklopfen?