Für einen guten Umgang mit Gefühlen wie Wut und Ärger benötigen wir emotionale Kompetenz. Dazu gehört im ersten Schritt, sich seiner Gefühle bewusst werden zu können. Das wiederum beinhaltet, die Art der Gefühle unterscheiden zu können, die damit verbundene Körperempfindungen und -reaktionen zu kennen und welche kognitiven Prozesse wie Interpretationen, Erfahrungen und Bewertungen damit verknüpft sind. Der Psychologe Claude Steiner hat vier Stadien definiert die zeigen, wie gut Menschen mit ihren Gefühlen in Verbindung kommen können. Ein Blick darauf kann hilfreich sein zu entdecken, wie nah man seinen eigenen Emotionen ist.
Stadium 1 der emotionalen Taubheit: Hier ist es Menschen nicht möglich die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu verbalisieren.Oftmals ist das als Schutzmechanismus erlernt worden, um starke Gefühle nicht mehr erleben zu müssen.Die Menschen sind sich dessen meist nicht bewusst und empfinden sich selbst als angemessen abgegrenzt und weniger emotional. Andere Menschen können die verdeckten Gefühle aber häufig erahnen.
Stadium 2 der rudimentären Wahrnehmung: Hier spüren die Menschen den eigenen Körper und Empfindungen wie z.B. feuchte Hände, erhöhter Puls, Zusammenbeißen der Zähne.Diese Empfindungen werden aber noch nicht mit einem Wut- oder Ärgergefühl in Verbindung gebracht, sondern eher als Unwohlsein gespürt.Die Körperreaktion wird erst mit dem Gefühl verknüpft, wenn es konkret benannt werden kann. Dann können Gefühle wie Wut, Ärger, Gereiztheit und Unbehagen differenziert werden.
Stadium 3 der Kausalität: In diesem Stadium kann realistiert werden, wodurch das eigene Gefühl ausgelöst wurde und welche Reaktion darauffolgte. Durch wiederkehrende Erfahrungen ist es immer besser möglich, die eigenen Gefühle wahrnehmen zuordnen und unterscheiden zu können. Gelingt dies mit den eigenen Gefühlen, wächst auch das Einfühlungsvermögen für andere.
Stadium 4 der Interaktivität: Hier sind Menschen in der Lage, die eigenen und auch die der anderen Personen wahrzunehmenund darüber hinaus vorausschauend einzuschätzen, was die eigenen Gefühlsregungen in anderen bewirken könnten.Es geht dabei also um das Erkennen einer Wechselwirkung zwischen den Beteiligten.Dies setzt ein hohes Maß an Bewusstwerdenskompetenzen voraus.
Almut Schmale-Riedel (2018) Weibliche Wut. Die versteckten Botschaften hinter Ärger und Co. erkennen und nutzen. München: Kösel-Verlag.