Wer wir sind und was wir machen
violenTia ist seit 2014 unter dem Dach des FrauenTherapieZentrums München e.V. eine Beratungsstelle für Frauen, die in ihrer Partnerschaft Gewalt ausüben. Das Team besteht derzeit aus zwei psychosozialen Beraterinnen mit verschiedenen beraterischen und psychotherapeutischen Zusatzausbildungen. So finden praktische und lösungsorientierte Methoden im Beratungsprozess Anwendung, während die individuelle Lebenssituation der Frau* berücksichtig wird. Dabei ist uns eine ressourcenorientierte Herangehensweise insofern wichtig, als dass wir davon überzeugt sind, die Unterstützung suchenden Frauen* verfügen von Anfang an selbst über Ressourcen, die zur individuellen Zielerreichung beitragen. Über Selbstwirksamkeitserfahrungen können diese (wieder) aktiviert werden und zu einer positiven und längerfristigen Verhaltensänderung beitragen. Eine bedeutsame Rolle kommt dabei dem Erkennen und Kommunizieren von Bedürfnissen und Gefühlen, sowie dem bewussten Treffen von Entscheidungen zu. Frauen* können sich über unterschiedlichste Wege empowern. Voraussetzung für eine langfristige Veränderung ist dabei im ersten Schritt die Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln und die Bereitschaft, destruktive internalisierte und damit verfestigte Handlungsmuster aufzubrechen. Der Beratungsprozess startet mit einem Clearing, in dem Anliegen und erste Lösungsschritte geklärt werden. Bei Bedarf kann dann in einen längerfristigen Beratungsprozess übergegangen werden. In krisenhaften Situationen können auch kurzfristig Termine zur Stabilisierung vergeben werden.
Warum es uns gibt
Motivation für die Entwicklung von violenTia waren Beobachtungen der Beraterinnen des FrauenTherapieZentrums, dass Frauen ihre Wut und Aggressionen immer wieder durch gewaltvolle Handlungen in ihren Partnerschaften ausdrücken. Mit den damit oftmals verbundenen Schuld- und Schamgefühlen entsteht ein Leidensdruck für die Frauen*, der nicht zuletzt dadurch verstärkt werden kann, dass weibliche Gewalttätigkeit auf gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene tabuisiert und stigmatisiert wird. Es wird schlichtweg nicht darüber gesprochen, abgetan oder verurteilt. Außerdem zeigt sich dies auch durch fehlende Anlaufstellen im Unterstützungssystem für Gewalt ausübende Frauen*, wohingegen es einige Angebote für Männer gibt. Nicht selten fühlen sich die Frauen* alleine mit den Problemen.
Die wenige existente Forschung macht jedoch deutlich, dass auch Frauen* ihre Wut und Aggression in ihrer Beziehung durch gewaltvolles Handeln ausdrücken. Häufig kommen hier lang unterdrückte, oft kleingeredete starke Emotionen zum Vorschein, die dann nicht mehr adäquat reguliert werden können und in destruktives Verhalten im Paarkonflikt münden. Frauen* dürfen Wut und Aggression oft von Kindheit an nicht zeigen, da diese Gefühle den Männern als Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Mit der Konsequenz, dass weniger konstruktive Konfliktlösungs- und Emotionsregulationsstrategien erlernt werden. Auch durch die Gewalt von Männern handeln Frauen gewaltvoll. Kontrollverhalten, destruktive Kommunikation, Bedrohungen und auch Demütigungen tragen zu der Entwicklung von Gewaltverhalten bei. Gewalterfahrungen in der Kindheit spielen ebenfalls eine essentielle Rolle. Frauen sind also auch gewalttätig. Allerdings ist der Unterschied von Gewalthandlungen zwischen Männern und Frauen bedeutsam und zeigt sich in den Auswirkungen: Frauen werden wesentlich schwerer und langfristig relevant durch Männer verletzt. Gulowski, 2020.
Eine Anlaufstelle im Hilfesystem wie violenTia ist unabdingbar. Für die Frauen* selbst und natürlich auch für die betroffenen Partner*innen und Kinder.
Wer zu uns kommt
Frauen* aller Altersgruppen und sozialen wie kulturellen Kontexten wenden sich an violenTia. Das sind Frauen*, die sich mit ihrem Verhalten nicht mehr wohlfühlen und an sich und ihrem Handlungsrepertoire arbeiten möchten. Viele leben in einer destruktiven Partnerschaft, sehnen sich aber nach Harmonie und einem gewinnbringenden Miteinander. Andere Motivationen für Veränderung sind immer wieder sichtbar werdende Überforderung, Grenzüberschreitungen und belastende Konflikte. Reaktionen wie verbale und körperliche Angriffe, sowie andere emotionale Verletzungen möchten die Frauen* gerne in andere Handlungsstrategien umwandeln. Persönliche Ziele sind auch häufig das Kennenlernen und Reflektieren der eigenen Bedürfnisse und Emotionen, sowie das Umwandeln der eigenen Sprache in eine gewaltfreien Kommunikationsform als Stärkung der eigenen Handlungsfähigkeit. Auch die eigne Erfahrung von Gewalt, Verlusten von geliebten Personen oder Vernachlässigung können in Zusammenhang mit dem eigenen aggressiven Verhalten stehen und die betroffenen Frauen* nach Unterstützung suchen lassen. Viel genannte Konfliktthemen in den Beziehungen sind Streit um finanzielle Mittel, um ungleiche Verantwortungsübernahme für beispielsweise Kinder, Eifersucht und Trennungsängste. Bei allen Anliegen und Zielen steht immer im Fokus, destruktive Zusammenhänge zu eruieren und mit eigenen Ressourcen Veränderungen und somit verantwortungsvolles Handeln zu erreichen.