a) Entstehung aggressiven Verhaltens in der Psychologie nach Anderson & Bushman (2002)
Es gibt eine ganze Reihe psychologischer Erklärungstheorien für die Entstehung aggressiven Verhaltens. Prominente Theorien innerhalb der Psychologie sind beispielsweise die Frustrations- Aggressions-Hypothese (F-A-Hypothese; Dollard et al., 1939) oder die Entstehung von Aggression durch Modell-Lernen (Bandura,1979). Die F-A-Hypothese postuliert, dass aggressives Verhalten auftritt, wenn eine Person an ihrer Zielerreichung gehindert und dadurch frustriert wird. Die danach entstehende aggressive Reaktion hat zum Ziel, das Hindernis wieder aus dem Weg zu räumen. Bei der zweiten Theorie des Modell-Lernens wird angenommen, aggressives Verhalten wird sich im Laufe des Lebens von einflussreichen Personen der nahen Umwelt abgeschaut.
Neuere Forschung zeigt allerdings, dass diese beschriebenen Theorien zumindest Teil eines komplexen Entstehungsprozesses ist (Abb.1). Das Allgemeine-Aggressions-Modell (GAM: General Agression Model) nach Anderson und Bushman (2002) zeigt, dass viele Einflussfaktoren wie Persönlichkeit (aggressive Gedanken), Situationsmerkmale (Provokation), innere Körperzustände (körperliche Anstrengung), eine interindividuelle und automatische Bewertung des Geschehens (als Bedrohung) zu einem Handlungsergebnis (Beschimpfung) führen können.
b) Entstehung von Ärger und Wut in der Psychologie nach Rosenberg (2013)
Marshall B. Rosenberg war Konfliktmediator und entwickelte die Methode der Gewaltfreien Kommunikation. Dabei geht es um einen friedvollen und achtsamen Umgang miteinander aber auch mit sich selbst. Emotionen, Werte und Bedürfnisse werden sich bewusstgemacht und durch eine wohlwollende Sprache kommuniziert. Ärger und Wut können nach Rosenberg wichtige Alarmsignale dieser Prozesse sein die helfen können zu erkennen, dass Menschen weder mit sich, noch mit anderen Personen gut in Verbindung sind. Dadurch werden oftmals wichtige Bedürfnisse übersehen und die damit verbundenen Emotionen missinterpretiert. Rosenberg plädiert deshalb dafür, Emotionen wie Wut oder Ärger keinesfalls zu unterdrücken oder abzulehnen. Das bringe Menschen dazu, diese Emotionen auf eine gefährliche Art auszudrücken. Stattdessen empfiehlt der Konfliktmediator, genauer hinzusehen und sich mit den Gefühlen zu beschäftigen, die sich eigentlich oftmals hinter Emotionen wie Ärger und Wut verbergen (z.B. Traurigkeit oder Enttäuschung). Allein das Verstehen der eigentlichen Emotionen, der Primärgefühle, und was der Mensch in der Situation eigentlich braucht, führt zu dem Gefühl der Handlungsfähigkeit. Wer sich und seine Bedürfnisse kennt ist fähig, für sich gut zu sorgen.
c) Entstehung negativer Emotionen in der Psychologie nach Barnow (2018)
Gedanken und Gefühle beeinflussen sich wechselseitig. Davon geht der Psychologe und Psychotherapeut Prof. Dr. Sven Barnow aus. Vorhandene Gedanken und Annahmen können unsere Gefühle beeinflussen und mit diesen Gefühlen verbundene Körperreaktionen verstärken oder auch abschwächen, je nach Valenz der Emotion. Studien zeigen, dass starre, wenig flexible Annahmen und Gedanken eher negative Emotionen hervorrufen. Die Regulation dieser destruktiven Gefühle kostet wiederum viel Energie. Über einen langen Zeitraum hinweg kann somit ein Erschöpfungszustand entstehen, in dem von neuem mehr negative Emotionen, Gedanken und weniger Kapazität für Regulationskräfte entstehen. Dann reichen die geistigen Ressourcen schlichtweg nicht mehr aus, um adäquat auf die alltäglichen Frustrationen reagieren zu können. Nicht selten entwickeln sich dann Depressionen oder Burnouts. Diesen destruktiven Kreislauf gilt es unter anderem durch eine kognitive Umstrukturierung zu durchbrechen. In diesem Ansatz erarbeiten die Personen den Blick aus einer anderen Perspektive auf Situationen zu richten und dadurch neu bewerten zu können. Ziel ist dabei zunächst die Reduktion negativer und dann die Erhöhung positiver Emotionen. Eine Neubewertung wiederkehrender Situationen und Gegebenheiten, sowie das Setzen von kleinen, erreichbaren Zielen stellen somit günstige Emotionsregulationsstrategien dar. (Barnow, 2018).